Stadtpfarrkirche Graz

Stadtpfarrkirche zum Heiligen Blut – Graz

Die Firma Zottmann wurde mit der Restaurierung der Westfassade (Hauptfassade), exklusive der Turmfassaden, der Grazer Stadtpfarrkirche zum „Heiligen Blut“ im Juni 2017 beauftragt. Das Auftragsvolumen beinhaltete die Restaurierung von Putz und Stuck, sowie Natur- und Kunststein. Die Arbeiten waren Mitte November 2017 abgeschlossen.

Den Vorgängerbau der heutigen Stadtpfarrkirche errichtete Kaiser Friedrich III. in den Jahren 1439 bis 1440. Im Jahr 1466 wurde die Kapelle den Dominikanern übergeben und befand sich danach bis 1585 in deren Besitz. Der Orden verlängerte die Kapelle nach Osten hin und vergrößerte sie zudem durch einen Anbau im Norden in der Zeit von 1478 bis 1484. Danach mussten die Dominikaner die Kirche räumen und das Gotteshaus wurde daraufhin, 1585, zur Stadtpfarrkirche erhoben. Im Jahr 1540 wurden Kirche und Kloster durch einen Brand beschädigt. 1741 bis 1742 erfolgte eine Neufassadierung der Hauptfront und der Anbau der sogenannten Johannes-Nepomuk-Kapelle nach Entwürfen von Josef Hueber. Unter Joseph Stengg wurde 1780 bis 1781 der Giebelturm errichtet, sowie die Westfassade neu gestaltet. Eine Regotisierung erfolgte 1875 bis 1882 unter August Ortwein.

Die Zielsetzung der Restaurierung der Westfassade war grundlegend eine Erhaltung des gewachsenen Zustandes der heutigen Fassadenerscheinung.

Schadensphänomene und Schadensursachen wurden, soweit möglich behoben, bzw. minimiert. Bezüglich der Schadensbilder waren deutlich Wasserschäden vorhanden und Fehlstellenbildungen durch Aufplatzen. Die Fassade war allgemein verschmutzt, es bestanden dickschichtige Schmutzauflagen, biogene Auflagen, weiters Rinnspuren sowie Taubenkot. Im Zuge der Freilegung wurde das eigentliche Schadensausmaß der Fassade erst deutlich. Die Fassade war durch zahlreiche Zementplomben, teils mit Hohllagen, teils absturzgefährdet, sowie massiven Überrieben gekennzeichnet. Es bestanden lagenweisen Ablösungen und Aufwölbungen, außerdem waren Brüche vorhanden. Zum Teil lösten sich Altvierungen und Altergänzungen bereits ab. Der größte Teil der Altergänzungen bestand aus bauphysikalisch unpassenden Materialien und lag defekt, gerissen, teils absturzgefährdet vor. Zudem bestanden zahlreiche Sekundärmaterialien aus Eisen, Kupfer und Holz zur Befestigung der Verblechungen, zur Befestigung von Steinvierungen wie auch zur Befestigung der einzelnen Steinbauteile untereinander.

Alle Arbeitsschritte und Ausführungen wurden in enger Absprache mit dem Bundesdenkmalamt und dem Auftraggeber durchgeführt! Die ersten Arbeitsschritte beinhalteten die Reinigung und die überwiegend mechanische Freilegung der Fassadenflächen. Beim Sichern der Bauteile wurden lose Steinteile, Bruchstücke, sowie lose Putzstücke gesichert abgenommen und an den originalen Standorten replatziert. Die Bruchflächen wurden dabei gereinigt. Schadensfaktoren, wie korrodierende Verklammerungen, wurden ebenfalls entfernt. Fehlstellen im Putz wurden mit rein mineralischen Baustellenmischungen auf Kalkbasis ergänzt. Größervolumige Fehlstellen, sowie Fehlstellen in exponierten und hervorkragenden Positionen erhielten Armierungen aus rostfreien Edelstahlmaterialien. Alle Putzergänzungen wurden profil- und kantengenau ausgeführt. Die Putzmischungen wurden in ihrer Struktur und Materialität an den historischen Bestand angeglichen. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf einer Homogenisierung der unterschiedlichsten Putzstrukturen der frühreren Restaurier- und Reparaturphasen.

Die Steinergänzungen erfolgten ebenfalls profil- und kantengenau. Formale Ergänzungen orientierten sich an der vorgegebenen Bildhauersprache und dem Alterswert des figuralen Bestandes. Die Ergänzungsmassen wurden auf die jeweiligen Steinuntergründe in den bauphysikalischen Eigenschaften (Härte, Dichte, Wasseraufnahme) und formalen Aspekten (Farbe, Struktur) jeweils separat eingestellt. Eine Pilasterplinthe des Turmes musste komplett erneuert werden. Aufgrund der Turmkonstruktion (Holzfachwerk verputzt) wurde diese Kopie in Leichtbauweise angefertigt.

Feine Risse in intakten Profilierungen wurden durch eine porenfüllende Schlämme egalisiert. Eine porenfüllende Schlämme erfolgte ebenfalls auf allen Steinfiguren und den Vasen auf den Giebelecken. Die Figuren, alle Vasen, Wappen und das Kreuz wurden weiters mit pigmentierter Kalklasur dreimal dünn gestrichen. Die Giebelvasen wurden aufgrund ihrer Exponiertheit zusätzlich mit Silikatfarbe beschichtet. Retuschen erfolgten als ocker pigmentierte Kalkretusche an der steinernen Inschriftkartusche im Giebelfeld des Hauptportals, sowie zu besseren Integration der ausgeführten Ergänzungen, im Steinbestand am Kalksteinsockel.

Leistung: Restaurierung Putz, Stuck, Stein und Kunststein, Fassadenrestaurierung, Steinrestaurierung
Standort: Herrengasse, 8010 Graz
Leistungszeitraum: 2017

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